Bramscher Sozialdemokraten erinnern an das Parteiverbot vor 90 Jahren

In seinem Bericht in den Bramscher Nachrichten über die Veranstaltung der SPD Bramsche am 22.06.2023 zum Parteienverbot vor 90 Jahren durch die Nationalsozialisten schreibt Björn Dieckmann:

„Des Verbots der SPD durch die Nationalsozialisten vor 90 Jahren haben Bramscher Genossen jetzt gedacht. Redner Lothar Lewandowsky schlug dabei auch einen Bogen zu aktuellen Entwicklungen.
Am 23. März 1933 wurde mit dem Ermächtigungsgesetz die Grundlage dafür gelegt, dass drei Monate später die SPD verboten wurde. Von den 120 Reichstagsabgeordneten der Sozialdemokraten konnten nur 94 an der Abstimmung teilnehmen, viele waren schon damals im März 1933 verhaftet worden oder auch zusammengeschlagen von Mitgliedern der SA, zitierte Lewandowsky aus einem Buch des Bramscher Autors Heinz Aulfes.
Verfolgt, unterdrückt und ermordet Alle dieser 94 Abgeordneten hätten gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt – wohlwissend, dass sie sich damit in die Gefahr von Verfolgung, Unterdrückung und Ermordung begaben. „Wir sind wehrlos, aber nicht ehrlos“, habe SPD-Vorsitzender Otto Wels dazu gesagt. Als die Partei schließlich als „staats- und volksfeindlich“ verboten wurde, hätten die Nazis in den Tagen danach etwa 30000 Parteimitglieder in Konzentrationslager verschleppt.
Nach zwölf Jahren Diktatur, Rassenwahn, politischer Verfolgung und den knapp sechs Jahren Weltkrieg hätten, so Lewandowsky, „kluge Frauen und Männer die nötigen Konsequenzen aus den Erfahrungen der Vergangenheit gezogen.“
Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine sei jedoch die Idee der europäischen Einheit als Garant für Frieden erschüttert worden; zudem gelte es in Deutschland „wachsam zu sein gegenüber allen rechtsradikalen und rechtspopulistischen Kräften“, mahnte der ehemalige Bramscher Bürgermeister. Demokratie, so schloss er seine Ansprache, sei kein Selbstläufer: „Sie muss permanent verteidigt und gestaltet werden, für eine Zukunft in Frieden und Freiheit.“ Zusammen mit Stadtverbandsvorsitzendem Ralf Bergander legte Lewandowsky am Gedenkstein für die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus einen Kranz ab – verbunden mit der Hoffnung, „dass der nicht auch noch von Vandalen zerstört wird“, wie der Ehrenvorsitzende mit Blick auf die jüngsten Ereignisse am Hasesee meinte.“